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Schnell, schneller, am Schnellsten!

In unserer Gesellschaft ist Leistung ein zentrales Bewertungskriterium. Überall nimmt der Druck zu, und die Spirale dreht sich schneller und schneller, häufig zu Lasten unserer Gesundheit. Auch unsere Umwelt signalisiert, dass es so nicht weitergehen darf. In unserem heutigen Blog-Beitrag gehen wir auf die Suche, warum heute immer alles schnell und schneller sein soll und was wir tun können, damit sich unser Leben und auch die Welt zum Positiven hin verändert!

Unsere Kinder haben uns letztens gefragt, wie es denn „früher“ war, als es noch kein Internet, keine Handys, keine Spielekonsolen, etc. gab!? Gute Frage und je mehr wir davon erzählten und unsere Kinder an der Welt unserer Jugend teilhaben ließen, desto mehr wurde uns bewusst, wie frei und sorglos wir doch damals in den Tag hineinlebten. Internet? Gab es nicht! Wollte man etwas wissen, gab es Bücher, in denen nachzulesen war, was herausgefunden werden wollte. Ein Handy stellte ein absolutes Luxusgut dar, das nur den Topmanagern vorbehalten war und das auch in der damaligen Gesellschaft nicht unbedingt als erstrebenswert galt. Außerdem waren sie riesig und schwer. Unsere „Spielekonsole“ war der C64 mit Floppy Disk und diversen Spielen auf labbrigen Disketten, die man heute wohl aufgrund der schlechten Grafik belächeln würde. Damals war es für uns eine sensationelle Weiterentwicklung der ersten Telespiele; es gab ja auch nichts Anderes.

Als wir 1998 unseren Malerbetrieb eröffnet haben, hatten wir natürlich schon Computer, aber noch kein Internet. Die ersten Handys waren im Einsatz, aber kommuniziert wurde hauptsächlich noch über das Telefon und das gute, alte Faxgerät. Wir hatten damals noch Papier-Telefonnotizzettelblöcke auf dem Schreibtisch liegen, auf denen wir alles Wichtige notieren konnten. Der Chef rief in regelmäßigen Abständen von unterwegs aus an und fragte nach, ob es etwas Dringliches zu berichten gibt. … Wenn wir heute zurückblicken, war das eine sehr schöne, wesentlich stressfreiere Zeit als heute. Das Internet, das zwar viele Vorteile mit sich brachte, sorgte leider aber auch dafür, dass sich die Kommunikation in der Gesellschaft rasant veränderte. So ist es heute üblich, eine Mail oder eine App aufs Handy zu senden, wenn man etwas loswerden möchte. Ein Tastendruck und weg. Jeder Gedanke, jede Überlegung- ein Tastendruck und weg… Allgemein ist die Erwartungshaltung, dass Mails und Apps schnell zu beantworten sind enorm gestiegen. Man ist es mittlerweile gewöhnt, sofort Antworten zu erhalten und erwartet dies vom Empfänger. Manch einer ist sogar verärgert, wenn erst am nächsten Tag eine Antwort zurückkommt. Dieses Verhalten sorgt für Druck. Der Absender hat eine Erwartungshaltung, weil er schnellstmöglich eine Antwort haben möchten, und beim Empfänger wird Druck erzeugt, weil er genau weiß, dass er schnell antworten sollte, um sein Gegenüber nicht zu verärgern. Die Etikette-Expertin Carolin Lüdemann hält es für völlig legitim, dass man noch einmal eine Mail schicken könne, wenn der Empfänger nicht innerhalb von 24 Stunden antworte. Berufliche Mails sollten innerhalb von 24 Stunden beantwortet sein. Könne der Empfänger der Mail in dieser Zeitspanne keine Antwort geben, sei trotzdem eine Reaktion nötig. Es reiche, wenn man dem Absender zu verstehen gebe: Ich kümmere mich, ich bin dran. Bleibt so eine Antwort jedoch aus, sei es nicht unhöflich, wenn man drängelt, sagt Lüdemann – im Gegenteil: Es sei eher der Empfänger, der sich nicht besonders wertschätzend verhalte. (Entnommen aus: https://spielraum.xing.com/2016/11/streitfrage-wie-lange-duerfen-e-mails-liegen-bleiben/)

Bei Apps haben wir das Gefühl, dass der Absender sogar noch schneller eine Reaktion erwartet. …

Unsere Erfahrungen sind die, dass sich die Schnelligkeits-Maxime nicht nur ausschließlich auf die elektronischen Bereiche bezieht. Die Maxime zieht sich durch das gesamte Leben! Auch vor der Arbeitsleistung macht die Maxime keinen Halt: der Kunde erwartet, dass sein Auftrag möglichst zeitnah, am besten sofort ausgeführt werden soll. Und natürlich sollen die Arbeiten schnell beendet sein, selbstverständlich bei gleichbleibender Qualität!

Bei Bauvorhaben, die neu gebaut werden, ist der Schnelligkeitsgedanke noch greifbarer: Früher ruhte im Winter der Bau. Heute wird das ganze Jahre hindurch betoniert, gemauert, verputzt und Estrich gegossen. Möglich machen das vergleichsweise milde Winter, mobile Heizungssysteme und vor allem moderne Baustoffe. Wir sind der Meinung, dass hierfür der Kosten- und damit der Profitgedanke verantwortlich ist, da die Bauzeit Kosten verursacht. Je schneller das Bauvorhaben fertig gestellt ist, desto geringer fallen die Baukosten aus. Es kommt heute relativ häufig vor, dass unsere Leistungen abgerufen werden und wir dann vor Ort feststellen, dass der Bau noch komplett feucht ist und wir mit unseren Arbeiten nicht beginnen können! Oft ernten wir für diese Entscheidung enormes Unverständnis und Verärgerung. Im Nachhinein ist der Termindruck dann für uns noch größer, obwohl es klare Regeln gibt, die unsere Entscheidung bestätigen! …

Schnell, schneller, am Schnellsten! Wo führt das alles noch hin???

Fakt ist, dass neun von zehn Deutschen von ihrer Arbeit gestresst sind und das teilweise so stark, dass bereits Warnzeichen für ein Burn-out auftreten. Laut einer Studie sehen 50% der Beschäftigten für sich ein mäßiges bis hohes Burnout-Risiko. Jeder siebte sieht bei sich selbst die Gefahr, vollkommen auszubrennen. Zeitdruck und emotionaler Stress belasten am stärksten. Hauptgrund für das Gefühl der völligen psychischen und körperlichen Erschöpfung ist ständiger Termindruck (34 Prozent), gefolgt von emotionalem Stress durch Kunden oder Patienten (30 Prozent).
(Entnommen https://www.presseportal.de/pm/119123/3912240)

Bei diesen mehr als eindeutigen Werten stellt sich uns die Frage, warum hier niemand gegengesteuert!? Im Gegenteil: lässt man sich nicht auf die Maxime „Schnell, schneller, am Schnellsten“ ein, wird man in der Konsequenz als nicht leistungsfähig eingestuft und läuft Gefahr künftig keine Aufträge mehr zu bekommen.

Wie wir in der Malerwerkstätte Scheuerle GmbH damit umgehen? Wir versuchen jeden Tag, so gut es geht und so gut es unsere Kunden zulassen, der absoluten Schnelligkeits-Maxime abzuschwören. Wir sind Menschen, keine Maschinen!!! Wir wollen Vorbild sein!!! Wir wollen unsere Kunden und Mitarbeiter an unserem Weltbild teilhaben lassen: „Sei Du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt“, sagte einst Mahatma Gandhi. Jeder Einzelne von uns trägt dazu bei, dass wir im Licht oder im Schatten stehen. Packen wir uns selbst jeden Tag erneut an der Nase und lassen Sie uns gemeinsam wieder langsamer werden! Wir sind der Meinung, dass wir dies uns, unseren Mitarbeitern, unseren Kindern und der Zukunft unseres Planenten schuldig sind!

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